Ein Sonntagsausflug in die Niederlande? Gerade für die Menschen in Nordrhein-Westfalen ist das Nachbarland ein beliebtes Freizeitziel zum Spazieren, Einkaufen und Bummeln. Die meisten planen ihre Reise nach wie vor mit dem Pkw – oftmals aus reiner Bequemlichkeit. Die Ticketsysteme im ÖPNV sind in Deutschland und den Niederlanden nämlich grundverschieden, was eine Fahrt über die Grenzen unnötig kompliziert gestaltet. Man braucht zwei Tickets, zahlt zwei Preise und nutzt zwei Systeme. Für den Wochenendausflug, aber vor allem für Berufspendler*innen, die sich regelmäßig zwischen den Ländern hin und her bewegen, kann das sehr umständlich sein. Der Aachener Verkehrsverbund (AVV) hat sich gemeinsam mit vielen internationalen Mobilitätspartner*innen die Aufgabe gestellt, dieses Problem zu lösen. Denn Grenzen, die man auf den Straßen kaum noch sieht, sollten auch auf der Schiene unsichtbar werden.
easyConnect ermöglicht grenzenloses Reisen
Das Ziel des Projektteams rund um easyConnect ist also, zwei völlig unterschiedliche Systeme auf einen Nenner zu bringen. Das Projekt easyConnect ist eine Fortführung des European Travellers Club (ETC), der zwischen 2015 und 2018 von 500 Fahrgästen in einer Pilotphase getestet wurde. Dabei wurde die gewohnte Chipkarte des Heimatverbundes mit dem System des fremden Netzes gekoppelt – eine Karte reichte somit zur Fahrt durch zwei Länder aus, die Abrechnung erfolgte im Hintergrund. easyConnect hat dieses System nun auf die elektronische Nutzung erweitert. Um über die Landesgrenze zu fahren, ist keine spezielle Chipkarte mehr erforderlich, sondern lediglich das eigene Smartphone mit einer Mobilitätsapp, in der das ID-Ticketing-System eingebunden ist.
Die Zukunft ist „easy“
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben den Start der Pilotphase in den letzten Monaten verzögert. Das Projekt wird daher in diesem Sommer in die Testphase starten,die auf der Strecke des RE 18 zwischen Aachen und Maastricht stattfindet und dann ausgeweitet wird. Für die erste Phase werden spezifische Pilottickets freigeschaltet. Interessierte können sich im Vorfeld registrieren und als Testnutzer*innen Tickets mit je 180-minütiger Gültigkeit erwerben. Preislich wird zwischen Abonnent*innen, Studierenden und Ab-und-zu-Fahrer*innen unterschieden:
- Ticket für Jedermann: 3 Euro (für eine einfache Fahrt)
- Ticket für Abonnent*innen: 1 Euro (für eine einfache Fahrt)
- Ticket für Aachener Studierende: 0 Euro
Auch auf niederländischer Seite werden im Rahmen der ersten Testphase solche Tickets ausgegeben. Die anschließende zweite Pilotphase wird die Tarifierung in beiden Ländern vereinheitlichen müssen, denn in den Niederlanden wird der Fahrpreis nach gefahrener Strecke berechnet und nicht – wie im Rahmen des NRW-weiten eTarifs – nach Luftlinie. Zudem wird das Check-in/Check-out-System (CiCo) in der zweiten Pilotphase etabliert und im weiteren Verlauf zu einem Check-in/Be-out-System (CiBo) weiterentwickelt. Das heißt, dass die Fahrgäste sich beim Einstieg in Bus oder Bahn zwar einchecken, das System jedoch nach dem Ausstieg automatisch erkennt, an welcher Haltestelle die Fahrt beendet wurde.