Sie sehen schon ein bisschen futuristisch aus, wenn sie in gemächlichem Tempo durch die historischen Monheimer Altstadtgassen rollen: Seit inzwischen zwei Jahren gehören die Altstadtstromer zum Stadtbild von Monheim am Rhein und bilden als Elektro-Kleinbusse mit 100 Prozent Ökostrom eine einzigartige Fahrzeugflotte in Europa – denn die fünf Stromer nehmen auf ihrer ca. drei Kilometer langen Strecke ohne eigene Spur im laufenden Straßenverkehr teil.
Innovative Technik mit menschlicher Absicherung
Die Altstadtstromer gelten als Pionierprojekt, was autonomen ÖPNV angeht. Am 26. Februar 2020 fiel der Startschuss für die Linie A01 zwischen Busbahnhof und Altstadt. Zwischen 6 und 23 Uhr bieten die platzsparenden und klimafreundlichen Transportmittel Raum für elf Fahrgäste. Da sich die autonome Verkehrstechnik noch in den Anfängen befindet, ist zudem auf jeder Fahrt ein sogenannter Operator an Bord, eine Aufsichtsperson, die im Notfall eingreifen kann. Die Unterstützung des Autopiloten wird gefordert, wenn sich z. B. ein Lkw oder Pkw mit Warnblinkanlage im Fahrweg befindet, denn in diesem Fall hält der autonome Bus einfach an – eigenständig Hindernisse zu umfahren, ist nach jetzigem Wissensstand ein zu hohes Sicherheitsrisiko. Den Job des Operators beschreiben die Betreiber*innen und Mitarbeitenden übrigens augenzwinkernd als „hochkonzentriertes Nichtstun“ – doch jeder weiß, dass spontan geforderte Aufmerksamkeit eine echte Herausforderung sein kann, besonders im Straßenverkehr.
Akzeptanz schaffen – Mobilitätsverhalten bessern
Mit der Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen und einer finanziellen Beteiligung der Stadt steht den Bahnen der Stadt Monheim ein Förderpaket von mehr als 2,1 Millionen Euro zur Verfügung. Diese sind schon für den Aufbau der Kleinbus-Flotte notwendig, denn ein E-Fahrzeug kostet in der Anschaffung ca. 300.000 Euro. Für das Altstadtstromer-Projekt bekommt Monheim am Rhein jedoch nicht nur finanzielle Zuschüsse, sondern auch internationale Aufmerksamkeit. Parallel zum Betrieb der Linie A01 läuft eine wissenschaftliche Studie, die sich mit der Akzeptanz der Fahrgäste und den Auswirkungen auf ihr Mobilitätsverhalten beschäftigt. Denn in Monheim am Rhein soll nicht nur die mögliche Mobilitätszukunft getestet, sondern auch die Verkehrswende weiter vorangetrieben werden.
Nicht nur die Resonanz der Mitfahrenden steht im Fokus des Projekts, auch die gesamte Organisation und Durchführung des autonomen Vorreiters weckt die Neugier anderer Städte und Gemeinden. Da für die Zulassung der E-Kleinbusse zahlreiche Ausnahmeregelungen erlassen werden mussten, gelten sie als Beispiel zukünftiger Mobilitätslösungen. Die Erfahrungen und Ergebnisse des Projekts werden in Fachgremien diskutiert und im Austausch mit Politik und Verwaltung analysiert.
Einsteigen und in die Zukunft blicken
Wie könnte Mobilität in einigen Jahren aussehen? Dank der vier Meter langen und zwei Tonnen schweren Stromer könnt ihr heute schon einen Blick in die Zukunft werfen und mit euren Rückmeldungen sogar an ihr mitwirken. Die E-Shuttles sind im ÖPNV-Tarif der Bahnen der Stadt Monheim integriert und können mit einem gewöhnlichen Einzel- oder Aboticket genutzt werden. Im 15-Minuten-Takt könnt ihr euch also unkompliziert und stressfrei zwischen Busbahnhof und Altstadt bewegen – und wo sonst kann man in die Zukunft reisen, während man eine historische Stadtrundfahrt genießt?