Die Mobilität im Lennestädter Ortsteil Altenhundem soll flexibler und umweltfreundlicher gestaltet werden. Um dieses Ziel zu erreichen, ging im September 2021 die Mitfahr-App Molly an den Start. Ihr Auftrag: die gut 4.000 Menschen aus dem Ort im Sauerland vernetzen und die Mobilitätsressourcen effizienter nutzen.
Wege verbinden – Umwelt entlasten
Das vom Verkehrsministerium geförderte Pilotprojekt setzt da an, wo lückenlose Mobilität schwer mit Bus und Bahn zu realisieren ist: In den ländlichen Regionen besteht häufig ein Versorgungsproblem im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs. Im Umkehrschluss ist das Verkehrsaufkommen des Individualverkehrs auf den Straßen recht hoch, da der Pkw oft die einzige Möglichkeit bleibt – so auch in Altenhundem. Eine Zugverbindung und u. a. ein Bürgerbusverein sind zwar vorhanden, jedoch werden nicht alle Einwohner*innen bestmöglich erreicht. Genau das soll Molly ändern. Mit Hilfe von Anfragen und Buchungen via App sollen Fahrer*in und potenzielle Mitfahrer*innen zusammengebracht werden, ganz nach dem Prinzip: „Bürger fahren Bürger.“
Durch die Nutzung der Molly-App können Ressourcen eingespart und der CO2-Ausstoß verringert werden, wenn ihr eure Fahrten kombiniert. © Shutterstock.com / Andrey_Popov
Bereits Ende 2020 kündigte das Verkehrsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen an, das innovative Pilotprojekt im Sauerland zu unterstützen. Über 700.000 Euro wurden „Molly“ (damals noch unter dem Projektnamen „Mobilenn“) zur Verfügung gestellt, um mit Hilfe des Gemeinschaftsprojekts des Zweckverbandes Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS) und der Stadt Lennestadt die Mobilität sauberer und besser zu machen. Der Stadtteil Altenhundem wurde als erste Modellregion für Molly ausgewählt. Da es sich um einen Pilotversuch handelt, wird die erste Phase gegenwärtig wissenschaftlich begleitet und die Nutzung analysiert, um die Effizienz einer Erweiterung – u. a. auf die Kreise Olpe und Siegen-Wittgenstein – einzuschätzen.
So bringt euch Molly zusammen
Fahrer*in | Mitfahrer*in | |
---|---|---|
Anmelden | Registrieren könnt ihr euch, wenn Ihr volljährig seid und einen Führer- Schein der Klasse B besitzt. Ein eigenes Auto ist keine Pflicht, ihr könnt eure Fahrten auch per Leih- wagen durchführen. |
Es gibt zwei Voraussetzungen für die Buchung einer Fahrt mit Molly: Ihr müsst volljährig sein und euer Start- sowie Zielpunkt muss in Lennestadt- Altenhundem liegen. |
Fahrt wählen | Fahrt anbieten, d. h. Start- und Ziel- Punkt sowie Abfahrtszeit angeben. Sobald sich ein*e Mitfahrer*in für eure Fahrt interessiert, gibt Molly Bescheid und ihr könnt die Fahrt bestätigen. |
Ihr habt die Möglichkeit, euch auf Bestehende Fahrtangebote, die in die App eingestellt wurden, zu melden oder ein eigenes Fahrtengesuch einzustellen. |
Losfahren | Molly-Fahrten anbieten lohnt sich für Die Fahrer*innen in mehrfacher Hinsicht: Ihr Habt nicht nur Gesell- schaft auf eurer Fahrt, sondern verdient pro Strecke (nicht pro Mitfahrer*in) 30 Cent pro Kilometer. |
Egal wie lange die Fahrt mit eurer Molly-Mitfahrgelegenheit dauert – die Kosten belaufen sich für euch als Mitfahrer*in immer auf 30 Cent pro Kilometer. |
Interesse ist höher als die Fahrtzahlen
Der Bedarf und das Interesse an einer Mitfahr-App sind deutlich spürbar in der Region, doch das Fazit der ersten Molly-Monate in Lennestadt-Altenhundem ist enttäuschend. Trotz 1.344 App-Downloads, mehr als 200 registrierter Autos bzw. Fahrer*innen und ebenfalls mehr als 200 Mitfahrinteressierter kommen keine Fahrgemeinschaften zusammen. Bei der Ursachenforschung nimmt sich der Verwaltungsrat das Feedback der potenziellen Nutzer*innen zu Herzen: Die App sei zu kompliziert, die Zahlungsmethoden nicht anwenderfreundlich und zeitgemäß. All das sind Probleme, die häufig erst bei der Inbetriebnahme auffallen und behoben werden müssen – genau dafür ist eine Testphase schließlich da. Für Lennestadts Bürgermeister Tobias Puspas aber kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken: „Das Interesse ist vorhanden. Die Idee ist gut, die Nutzung noch nicht, es wäre schon gut, wenn wir das Angebot ans Laufen bringen würden.“
Das Interesse der Bewohner*innen Lennestadt-Altenhundems soll sich in den Nutzungszahlen widerspiegeln, deshalb arbeiten die Entwickler*innen daran, die App weiterhin zu verbessern. Foto: Adobe Stock (Aozora; bestpixels; max_776)
Start in Testphase zwei
Auch wenn die Erwartungen hoch waren: Molly sammelt zum Frühjahr noch einmal neue Kraft, um durchzustarten. In diesen Tagen wird die App in neuem Gewand präsentiert: Die Anwendung soll vereinfacht und der Bekanntheitsgrad durch umfangreiche Vorstellungs- und Informationsmaßnahmen gesteigert werden. Als zusätzliche Bezahlmöglichkeit integrieren die Verantwortlichen den weit verbreiteten Online-Dienst PayPal. Mit dem rundum optimierten Paket will Molly nun endgültig überzeugen und die Menschen in Altenhundem zusammenbringen – Zeit hat sie dafür noch bis zum 31. August 2023, dann endet das Pilotprojekt und die Entscheidung um eine regionale Ausweitung fällt.
*Bildnachweis Header: Michael Kramer, Lennestadt-Altenhundem FFSW-0655 A, CC BY-SA 3.0