E-Bikesharing auf dem Land

Mobilität für alle funktioniert nur, wenn sie für jede*n erreichbar ist – helfen sollen Bikesharing-Angebote. Wir schauen uns Lösungen im ländlichen Teil NRWs an.

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Mobilität für alle möglich machen: ein ambitioniertes Ziel, an dem in NRW schon lange erfolgreich gearbeitet wird. Eine der wichtigsten Maßnahmen ist die Anbindung im ländlichen Raum – nämlich dort, wo Busse eben nicht im 10- oder 15-Minuten-Takt fahren. Um einfach nutzbare Lösungen zu schaffen, müssen deshalb Angebote her, die stetig verfügbar und gleichzeitig flexibel sind. Um diese Angebote für möglichst viele Menschen – unabhängig von Alter oder Körperbau – zugänglich zu machen, bietet sich E-Bikesharing an. Denn für Fahrräder braucht es weder große Busflotten noch Fahrpläne.

Dabei geht es aber nicht einfach um die Ausbreitung von Sharing-Unternehmen, sondern um die aktive Integration in den ÖPNV. Denn auch ein großes Aufgebot an Leihrädern bringt wenig, wenn die Anbindung nicht durchdacht ist. Gut funktionierende Beispiele für Bikesharing auf dem Land inklusive Integration in den ÖPNV sind unter anderem die Angebote RVK E-Bike, Bergisches E-Bike und Eifel E-Bike.

Das Modellprojekt Eifel E-Bike

Nachdem der Rheinisch-Bergische Kreis als erster Landkreis in Deutschland im Sommer 2020 ein flächendeckendes E-Bike-Verleihsystem eingerichtet hat, zog der Kreis Euskirchen als zweiter Landkreis ein Jahr später nach.

Das Projekt Eifel E-Bike geht aus dem Landeswettbewerb „Mobil.NRW – Modellvorhaben innovativer ÖPNV im ländlichen Raum“ hervor. Die Projektidee des Kreises Euskirchen wurde 2021 im Rahmen der Projektausschreibung ausgezeichnet und mit einer Förderung von ca. 900.000 Euro bedacht. Zum Projektstart konnten Interessierte an zehn Orten in der Eifelregion bereits auf 135 E-Bikes zurückgreifen. Diese sind rund um die Uhr an 13 festen Verleihstationen an ÖPNV-Haltepunkten sowie an Mobilstationen verfügbar. Die Räder kommen von nextbike by TIER und werden vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW gefördert.

ÖPNV-Tarif

Die Räder der RVK – also Eifel E-Bike, Bergisches E-Bike und RVK E-Bike – sind allesamt Teil des VRS-Angebots. VRS-Abokund*innen können die Räder 30 Minuten am Tag kostenlos nutzen – jede weitere halbe Stunde kostet einen Euro. Der Standardtarif kostet zwei Euro pro 30 Minuten.

In NRW geht aber noch mehr in Sachen E-Bike-Leihsysteme

Das Eifeler Dorfrad

Neben dem Eifel E-Bike, das Pendler*innen auch eine Alternative für längere Strecken bieten soll, wird auch die sogenannte erste und letzte Meile, also die Wege von Start- bzw. Zielpunkt zum nächsten Öffi-Haltepunkt mitgedacht. Durch das Pilotprojekt „Dorfrad“ wurden in kleineren Ortschaften Stationen für E-Bikes geschaffen. In einem Umkreis von fünf Kilometern zum nächsten Bahnhof bzw. zur nächsten Mobilstation sollen so entscheidende Lücken geschlossen werden. Eine kleine Radflotte zieht jährlich in andere Dörfer, um die Mobilität zu unterstützen – zuletzt im Jahr 2023 in Firmenich und Obergartzem.

 

Die westBikes der Westverkehr

Für Kund*innen der Westverkehr im AVV-Gebiet, genauer gesagt in den Kommunen Erkelenz, Geilenkirchen, Hückelhoven, Heinsberg und Wegberg, gilt ebenfalls eine Kooperation mit nextbike by TIER: Auch sie profitieren von der 30-minütigen kostenlosen Nutzung der westBikes.

 

Niederrheinräder flexibel mietbar

Am Niederrhein verteilt gibt es verschiedene Fahrradverleihstationen, die von Niederrhein Tourismus angeboten werden. Dort können Räder gemietet und flexibel an anderen Stationen abgegeben werden, zum Beispiel in den Städten Dinslaken, Moers, Kerken oder Kleve. Die Räder sind tageweise mietbar.

Leihräder im Münsterland

Auch NRWs Fahrradregion Nummer eins bietet Einwohner*innen und Tourist*innen ein breites Leihangebot: Das Tourismus-Center Münsterland stellt auf seiner Seite eine Auflistung von Radstationen und Leihservices für diverse (E-)Räder bereit.

Hilfreiche Apps zum Radleih sind zum Beispiel MOQO oder die Münsterlandrad-App. Diese ermöglicht die Ausleihe in Lüdinghausen, Nordkirchen, Steinfurt und Wettringen. Der Ausbau zahlreicher Velorouten macht das Vorankommen einfacher. Wir haben dir eine praktische Auflistung zusammengestellt.

Das Siegerland wird zur Velocity

Auch das Siegerland ist eine herrliche Radregion – und bekannt für seine sieben Hügel. Diese werden allerdings gut und gerne zum Problem für viele Radfahrer*innen. Seit 2022 gibt es eine umweltfreundliche und bequeme Lösung, auch unangenehme Anstiege zu meistern: Velocity Siegerland.

Dank inzwischen 300 E-Bikes und 50 Ladestationen ist das Projekt ein voller Erfolg und wächst immer weiter. Neben der Einführung von E-Lastenrädern ist auch eine Expansion geplant: die Erweiterung auf 100 Stationen und 600 Räder.

Inklusives Bikesharing

Dass Bikesharing nicht nur flexibel und umweltfreundlich ist, sondern auch inklusiv, zeigt ein Beispiel aus der Hohen Mark zwischen Ruhrgebiet und Münsterland. In den sechs Kommunen Dorsten, Dülmen, Haltern am See, Olfen, Raesfeld und Reken wurden 22 E-Bikes, sechs E-Rollfietsen (eine Kombination aus Rollstuhl und Fahrrad) und drei E-Rikschas angeschafft. Diese Fahrzeuge erweitern den Bewegungsradius von mobilitätseingeschränkten Personen und sind an verschiedenen Sozialeinrichtungen ausleihbar.

 

 

Bikesharing gewinnt als flexibles und umweltfreundliches Verkehrsmittel immer mehr an Bedeutung. Die Projekte in NRW sind vielseitig und werden auch in ländlichen Regionen immer besser wahrgenommen und ausgebaut. Das zeigt sowohl die wachsende Velocity im Siegerland als auch die Flotte der RVK, die stetig wächst. In Hürth ist beispielsweise die Anschaffung der HürthBikes, also Rädern, E-Bikes und E-Lastenräder geplant. Auch der Kreis Mettmann hat Ende 2023 ein Förderprogramm zur Anschaffung neuer E-Lastenräder bewilligt.