Über die Alpen des Münsterlands

Wandertour in NRW

Highlight der Tour: Die Baumberge. So manche*r Alpenenthusiast*in mag es befremdlich finden, dass sich die kleine Erhebung im Kreis Coesfeld „Berge“ nennen darf, aber so ist es nun mal, und die münsterländischen Flachlandtiroler sind zu recht stolz auf ihren Bergrücken. Der Sandstein von

den Baumbergen war so beliebt, dass er im Bereich der Hanse bis nach Lübeck und Riga exportiert wurde.

Einkehrmöglichkeiten

Auf halber Strecke am Fuße der Baumberge liegt das Hotel Café Teitekerl, ein gastfreundliches Haus, das vorzügliche Pfannekuchen anbietet. Ich kann mich nicht erinnern, direkt an einem Wanderweg jemals so gut gegessen zu haben. Öffnungszeiten: Montag – Mittwoch 11.30 – 20.30 Uhr, Freitag – Sonntag 11.00 – 21.00 Uhr.

Beschreibung der Wandertour

Wer noch etwas Proviant benötigt, stärkt sich im Café des Bahnhofs Billerbeck, aber dann geht es los: die Alpen des Münsterlands wollen bezwungen werden! Wenn wir aus dem Bahnhof hinaustreten, sehen wir den mächtigen Ludgerusdom von Billerbeck vor uns. Wir gehen aber nach links an den Bahngleisen entlang und sehen das erste „X“ am Baum. Der Wanderweg X21 wird uns nun bis zum Ziel begleiten, nicht irritieren lassen, die „21“ verschwindet manchmal, das „X“ geleitet uns aber sicher ans Ziel. Aber Achtung: Immer die Augen offen halten, man darf keine Markierung verpassen, sonst ist der Verlaufen-Frust groß.

Wir gehen links über den Bahnübergang und dann schräg rechts in die Straße Richtung Freilichtbühne. Nachdem wir uns in der Freilichtbühne entweder „Dracula“ oder „Peter Pan“ angeschaut haben, geht es erst einmal über eine Art Hochebene mit sehr schönen, grasüberwachsenen Allee-Wegen. Wir befinden uns jetzt quasi im Alpenvorland der münsterländischen Baumberge, die Vorfreude wächst. Nach drei Kilometern überqueren wir noch einmal die Baumbergebahn von Coesfeld nach Münster und erreichen in Böckinghausen ein großes Gehöft. Nach der Bushaltestelle von Böckinghausen schräg links in ein kleines Wäldchen und dann kurz links an der Landstraße entlang. Später rechts am freilaufende-Hühner-und-Enten-Hof vorbei über einen Wiesenweg Richtung Wald. Der höchste Berg des Münsterlands, der Westerather Berg mit 187,6 Metern, ist nicht weit. Wir gehen nun durchaus auf und ab, der Luis Trenker in uns ist gefragt, denn es tun sich kleine Schluchten und Tälchen im Wald auf. Wir kommen an zwei Häusern vorbei, die Sophienburg heißen. Auf der Sophienburg, inmitten der münsterländischen Highlands, residiert die deutsche Geschäftsstelle des schottischen McKay-Clans. Wer also einen Dudelsack hört, hat keine Halluzinationen. Wir gewinnen an Höhe, die Luft wird schon dünn, und erreichen an einer Landstraße die Gaststätte „Waldfrieden“.

Wir wandern am nördlichen Rand der Baumberge entlang mit tollen und sehr weiten Blicken Richtung Havixbeck bis zum Teutoburger Wald. An der Bruder-Klaus-Kapelle geht es rechts hoch, am Vaders-Platz wieder links und dann immer bergan (der Berg ruft!!!), bis wir die Gaststätte Leopoldshöhe (ACHTUNG: August 2013 abgebrannt) erreichen. Dort links hinunter, später rechts an der Wallanlage Landwehr entlang, später auf die Landwehr selber. Die Tilbecker Landwehr ist eine mittelalterliche Befestigungsanlage mit zwei Dämmen. Nun geht es auch schon wieder bergab, denn nach ungefähr anderthalb Stunden haben wir das münsterländische Alpenmassiv überquert, und zwar der Länge nach! Vergleichbar einer Alpenüberquerung von Frankreich nach Slowenien. Chapeau! Vor dieser Leistung darf man mal ruhig den Hut ziehen. Am östlichen Fuß der Baumberge passieren wir das Mordskreuz. Dieses Kreuz erinnert an eine Geschichte, in der zwei Spitzbuben eine unbescholtene Frau ermordeten, weil sie die klimpernden Nägel in ihrem Beutel für Goldmünzen hielten. Die Moral der Geschicht‘: Morden lohnt sich nicht.

Wir überqueren eine Straße und dann geht‘s über asphaltierte, aber weitestgehend autofreie Feldwege Richtung Bösensell, bis nach einer guten Stunde dann die kupfern grünlichen Türme der Bösenseller Johanniskirche in Sicht sind: Geschafft! Nun müssen wir noch durch den Ort hindurch, wir gehen an der Kirche vorbei, später rechts in die Bahnhofsstraße, die uns, wie der Name schon sagt, zum Bahnhof führt. Vor dem Bahnhof haben wir aber noch Gelegenheit, uns nach einer neuen Couch-Garnitur umzuschauen. Wir durchwandern nämlich einen Straßenzug mit einem halben Dutzend verschiedener Einrichtungsgeschäfte – da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Dann haben wir den Bahnhof von Bösensell erreicht und können befriedigt nach dieser münsterländischen Königsetappe die Heimreise in der gemütlichen Bahn antreten.

Region:
Münsterland
Strecke:
19,7 km (Höhenunterschied: 265 m)
Dauer:
6 Stunden
Schwierigkeitsgrad:
schwer
Wegemarkierung:
„X (21)"
Bahnhof Billerbeck
Am Bahnhof
48727 Billerbeck
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