How to Mobilitätswende – diese Maßnahmen helfen dabei

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Die Mobilitätswende hat zum Ziel, Mobilität auf nachhaltige Energien umzustellen und die Wegekette so effizient wie möglich zu gestalten. Die Lösungen und Möglichkeiten sollen nicht einschränken, sondern den bereits bestehenden Verkehr optimieren. So weit, so gut. Aber wo fangen wir an?

Fünf Ideen zur Mobilitätswende

Der Weg zur Mobilitätswende führt über verschiedene Projekte und Maßnahmen, die dir den Umstieg auf flexible Lösungen ermöglichen sollen. Wenn nicht jedes Angebot zu dir passt, ist das okay. Es gibt viele verschiedene Mobilitätslösungen, die dich deinen Bedürfnissen entsprechend nachhaltig und individuell an dein Ziel bringen.


1. Tempo 30 innerorts etablieren

Weniger Lärm, weniger CO2, fließender Verkehr und mehr Sicherheit für Radfahrende und Fußgänger*innen – mit einer einfachen Maßnahme könnten wir dem einen Schritt näherkommen: die  innerstädtische Tempodrosselung von 50 km/h auf 30 km/h. Einige deutsche Städte machen bereits vor, wie das aussehen kann. Auch die NRW-Städte Aachen und Münster sind dabei: Sie sind bei der Initiative „Lebenswerte Städte" dabei.

Die Vorteile machen Messungen des Umweltbundesamtes deutlich: Der Verkehrsfluss wird verbessert, wodurch die Schadstoffbelastungen sinken und die Lautstärke deutlich abnimmt. Insbesondere nachts wurden im Rahmen der Untersuchung nur noch geringe Lärmspitzen gemessen. Auch andere Länder zeigen schon ziemlich gut, wie die Idee in der Umsetzung funktioniert:

Frankreich

In der französischen Hauptstadt Paris gilt seit etwa zwei Jahren fast überall ein Tempolimit von 30 km/h. Knapp 60 Prozent der Pariser Bewohner*innen stimmten dafür. Seitdem haben sich sowohl der Verkehrslärm als auch die Häufigkeit von tödlichen Unfällen deutlich reduziert. Vorbild für Paris war übrigens die Stadt Grenoble. Fun Fact am Rande: Tempo 30 ist in Paris aufgrund des Verkehrsaufkommens kaum möglich: Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt hier bei 15 km/h.

Spanien

In Spanien gilt seit etwa 2,5 Jahren auf 80 Prozent der städtischen Straßen ein Tempolimit von 30 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit ist abhängig von der Anzahl der Fahrspuren – bei mindestens zwei Fahrspuren: maximal 50 km/h, bei jeweils einer Fahrbahn für jede Fahrtrichtung: maximal 30 km/h und bei einer Fahrbahn für beide Fahrtrichtungen: maximal 20 km/h. Das sorgt für weniger Unfälle, Verkehrsberuhigung und für mehr Harmonie zwischen Verkehrsteilnehmenden.

Tempo 30

Im Oktober hat der Bundestag entscheidenden Änderungen am Straßenverkehrsgesetz zugestimmt, die den Ländern und Kommunen mehr Spielraum bei der Verkehrsgestaltung ermöglichen sollen. Dabei geht es vor allem um die Durchführung klima- und umweltfreundlicher Maßnahmen. Für Tempo-30-Regelungen heißt das konkret: Länder und Kommunen können nun selbst unkomplizierter über Geschwindigkeitsbegrenzungen beispielsweise an Kindergärten, KiTas, Spielplätzen, Schulwegen oder Krankenhäusern bestimmen. Lediglich die Zustimmung des Bundesrats steht für die Umsetzung noch aus.

2. Sichere Radwege schaffen

Wir radeln zur Mobilitätswende – und das geht ziemlich gut in NRW! Denn NRW ist das Fahrradland Nummer 1 in Deutschland. Das Radverkehrsnetz konnte hier mittlerweile auf etwa 18.000 Kilometer ausgebaut werden und verbindet viele Städte und Kommunen miteinander. Vor allem ist es darauf ausgelegt, alltägliche Fahrten zur Arbeit oder zum Einkaufen zu vereinfachen. Gleichzeitig wird es um touristische Routen ergänzt.

Mehr Radwege für NRW

Eins der bekanntesten Radprojekte in NRW: der Radschnellweg Ruhr RS1. Dieser soll auf 114 Kilometern elf Städte im Ruhrgebiet miteinander verbinden. Dadurch sollen täglich 50.000 Autofahrten entfallen und 16.000 Tonnen CO2 im Jahr eingespart werden. Gute Alternativen sind außerdem Radvorrangrouten aus Radwegen, -fahrstreifen oder -straßen. Sie nehmen durch ihre geringere Breite weniger Platz ein als Radschnellwege. Im Ruhrgebiet sollen so alle 53 Kommunen im Alltagsverkehr miteinander verbunden werden. Fernab des Ruhrgebiets geht natürlich die fahrradfreundlichste Stadt NRWs – und vielleicht auch Deutschlands – Münster mit gutem Beispiel voran. Die Stadt ist schon in der aktiven Planung: 13 „Velorouten“ sollen die Stadt mit den Gemeinden im Umland verbinden.

3. Elektrische Leichtfahrzeuge nutzen

Eine gute Möglichkeit, die Mobilitätswende voranzutreiben, bieten dir auch elektrische Leichtfahrzeuge, kurz LFZ. Aber wie unterscheiden sich diese zum herkömmlichen Auto? Das LFZ kommt in verschiedenen Klassen daher, verfügt über drei bis vier Räder, ist leicht und fährt relativ langsam – meistens bis 45 km/h. Es verfügt normalerweise über eine geringere Reichweite, nimmt deutlich weniger Platz ein und hilft so, Straßen zu entlasten.

Unterschiedliche Einsatzmethoden

Elektrische Leichtfahrzeuge sind eine praktikable Möglichkeit fürs Carsharing. Doch auch für Dienstleistungen kann das LFZ eine gute Lösung sein, beispielsweise für Pflegedienste, die Logistik oder Lieferservices. Praxisbeispiele gibt es bereits einige. In Münster hat ein Start-up den „HopOn“ entwickelt. Dieser ist eine Mischung aus Palettenwagen und Bahnsteigkarre und kann mit bis zu 30 km/h auch auf der Straße fahren. Das Pionierprojekt fährt autonom mit Ökostrom durch die Monheimer Altstadt. Die fünf „Altstadtstromer“ funktionieren on demand, sind ein in den ÖPNV integrierter Rufservice. Sie bieten seit Februar 2020 jeweils Platz für elf Fahrgäste, die in Begleitung von Operator*innen befördert werden. Diese unterstützen im Notfall, da der Autopilot keine Hindernisse umfährt, sondern einfach stehen bleibt. Ein weiteres Beispiel für elektrische Leichtfahrzeuge? Klar, der inzwischen allseits bekannte E-Scooter – emissionsfrei und schnell verfügbar.

4. Fahrgemeinschaften bilden

Warum alleine fahren, wenn man sich nicht auch anderen anschließen kann? Zusammenfahren verkürzt im Idealfall die gefühlte Zeit, spart Geld und ist gut für die Umwelt. Modelle dafür, wurden bereits entwickelt und getestet. On Demand-Services im ÖPNV etwa nehmen immer mehr zu. In Hürth beispielsweise fährt seit zwei Jahren der „Hüpper“, ein E-Auto, das 24/7 zur Verfügung steht. Der Dienst folgt keiner vorgeplanten Route und versucht dabei so viele Menschen wie möglich einzusammeln.

Ergänzung zum ÖPNV

Gleichzeitig machen Apps wie goFlux in Bonn vor, wie moderne Fahrgemeinschaften aussehen und in den ÖPNV integriert werden können. Das Kölner Start-up hat eine Mitfahr-App entwickelt, bei der sich Fahrende und Mitreisende vor allem für Kurz- und Pendelstrecken zusammentun können. Das Besondere: Menschen, die ein D-Ticket besitzen, fahren für Strecken bis zu 30 Kilometern kostenlos.

5. Seilbahnen integrieren

Seilbahnen braucht man nur in den Bergen? Von wegen! In NRW wird fleißig getüftelt, inwiefern die Technologie auch in unseren Städten anwendbar ist. Vorreiter in anderen Ländern zeigen, dass eine Einbindung der Bahnen in den ÖPNV funktioniert. Auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst ist bekennender Seilbahn-Fan: „Seilbahnen sind ein Verkehrsmittel der Zukunft und können ein wichtiger Baustein einer besseren, sicheren und sauberen Mobilität in Nordrhein-Westfalen sein.“

upBus

Auch das Forschungsprojekt „upBus“ der RWTH Aachen beschäftigt sich mit Seilbahnen – hier wird ein multimodales System entwickelt, das zwischen elektrisch angetriebenem und automatisiertem Bus oder Bahn und Gondel wechseln kann.

6. ÖPNV

Last, but not least: der ÖPNV. Die Rechnung ist einleuchtend: 30 Menschen in einem Bus oder einer Bahn sind für das Klima besser als in 20 Pkw. Aber auch, wenn du auf dein Auto angewiesen bist, weil deine Öffi-Anbindung nicht optimal, gibt es effiziente Möglichkeiten, Bus und Bahn in deinen Alltag zu integrieren. Vielleicht bietet sich es an, mit dem Rad zum nächsten Bahnhof zu fahren? Oder dein Auto an einem Park-and-Ride-Parkplatz oder einer Mobilstation in deiner Nähe abzustellen?

Umweltentlastende Techniken

Um die Umstellung auf umweltfreundliche Verkehrsmittel weiter voranzutreiben und die Zeit der Dieselbusse endgültig zu beenden, fördert das Land NRW seit 2017 die Anschaffung von Linienbussen mit nachhaltigem Antrieb (batterieelektrisch und wasserstoffbetrieben). Dazu kommen Vorgaben, wie das 2021 in Kraft getretene Saubere-​Fahrzeuge-Beschaffungs-Gesetz, das zu einer Verbreitung von Elektrobussen beiträgt. Auf öffentliche Verkehrsmittel kannst du also jetzt und in den nächsten Jahren setzen, wenn du dich klimaschonend vorwärtsbewegen willst.

Fazit

NRW ist ein Land, in dem die Mobilitätswende mit unterschiedlichen Projekten vorangetrieben wird. Vieles befindet sich derzeit in der Entwicklung und kommt damit in Bewegung. Doch am Ende braucht es dich. Denn du bist Teil des großen Ganzen und leistest einen wichtigen Beitrag – vor allem dann, wenn du deine Mobilität flexibel gestaltest!